Festsonntag

IMG_0526

Wie das Trio eines guten Marschs lässt sich dieser Tag wohl am besten beschreiben: Grandioso! Am Sonntag, den 02. Juni, rückte am frühen Morgen wieder ein Trupp arbeitswütiger an, um zum letzten Mal das Festzelt umzubauen. Ein letztes Mal Biertischgarnituren umräumen, aufstellen, ausrichten, Trennwände aus- bzw. umbauen, Müll leeren und und und. Erneut Regen am Morgen – aber das brachte auch keinen mehr aus der Ruhe. Gegen halb acht versiegte dieser erfreulicherweise und so beschlossen die Verantwortlichen den Kirchenzug durchzuführen. Pünktlich um neun trafen die Musikerinnen und Musiker, manche nach dem vierten Tag Bierzelt in Folge mehr, manche weniger verknittert, zum Aufstellen vor dem Feuerwehrhaus ein. Gegen zehn nach neun setzte sich der Zug unter Vorantritt der Steingadener Musikkapelle über die Lechbruckerstraße und die B17 in Bewegung und gelangte sogar trockenen Fußes ins Welfenmünster. Insgesamt acht Musikkapellen und zahlreiche Feuerwehren aus dem Umkreis, darunter die Steingadener Ortswehren sowie die Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine nahmen am Zug teil. Zu den Klängen von Prozessionsmärschen füllte sich das Welfenmünster mit Musikerinnen und Musikern, Feuerwehrfrauen und -männern, Ehrengästen und natürlich zahlreichen Steingadenern. Besonderen Glanz verlieh der liebevoll gestaltete Kirchenschmuck mit frischen Blumen, Instrumenten und Feuerwehrutensilien an den Bänken sowie ein großer Ring mit Blumenschmuck, Feuerwehrschlauch und Instrumenten, der im Chorraum schwebte, dem Welfenmünster. Der ehemalige Ortsgeistliche Abt Petrus Adrian war der Einladung der Steingadener Feuerwehr und des Musikvereins gerne gefolgt, um den Festgottesdienst zum Jubiläumsfest zu zelebrieren und nach Steingaden gereist. Die beiden evang. Pfarrer Brigitte Weggel und Dirk Wollenweber sowie der Mitbruder des Abts Simeon feierten ebenfalls mit. Zum Einzug spielte der Musikverein, der die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes natürlich selbst übernahm, und nicht, wie manche Gerüchte behaupteten, der Musikkapelle Prem überlassen hatte, das Stück „Wie ein Choral“. Das freudige Lächeln auf dem Gesicht des Dirigenten Christoph Weiß verriet, dass er mit der frühmorgendlichen Leistung seiner Musiker zufrieden war.

Im Anschluss an die Predigt, in der Abt Petrus Adrian unter anderem seine Sonntäglichen Gepflogenheiten erläuterte, wurde schließlich die renovierte Fahne der Freiwilligen Feuerwehr sowie das von den Ehrenmitgliedern gestiftete Fahnenband gesegnet und das Florianslied gesungen. Mit zur feierlichen Stimmung beim Festgottesdienst trug die Liedauswahl des Dirigenten bei, der mit „Bist du bei mir“ und „Von guten Mächten“ zwei weitere sehr passende Stücke ausgewählt hatte. Im Andenken an die verstorbenen Mitglieder des Musikvereins und der freiwilligen Feuerwehr legte der Vorstand der Feuerwehr Stefan Müller zusammen mit dem ehemaligen Musikvorstand Markus Eicher eine Blumenschale vor dem Altar nieder. Bei den abschließenden organisatorischen Informationen wünschte Musikvorstand Andreas Strauß allen Anwesenden einen regenfreien Festsonntag. Die Rückmeldung eines Besuchers, dass es „a richtig schiane Kiache“ war, bestätigt, dass auch dieser Programmpunkt den Steingadenern gelungen war. Nach dem Schlusslied verließen die Musikerinnen und Musiker die Kirche über die Sakristei und was schlug ihnen da beim Öffnen der Türe entgegen? Richtig! Nasser, kalter, ekeliger Nieselregen. Wie hätte es auch anders sein sollen. Offenbar hätte Vorstand Strauß bezüglich des Wetters nicht auf Stoßgebete während des Festgottesdienstes setzen, sondern bereits in den zwei Jahren zuvor öfters die Gelegenheit zum Zwiegespräch mit dem Allmächtigen nutzen und um gutes Wetter bitten sollen. Auf dem Marktplatz warteten derweil unter jedem noch so kleinen Dachvorsprung Musikerinnen und Musiker der verschiedenen Musikkapellen, die sich nur zögerlich zur Aufstellung auf den Marktplatz trauten. Schließlich setzte sich der Kirchenzug im Sauwetter in Richtung Festzelt in Bewegung. Dort wurden die Teilnehmer bereits mit wohligen Blasmusikklängen von der Schabner Musikkapelle empfangen, die dort zum Frühschoppen aufspielte. Mit einem vom Schabner Kapellmeister Stefan Obexer exzellent zusammen gestellten Programm und der hervorragenden Ausführung seiner Musikerinnen und Musiker verging die Zeit im Zelt bei einer frischen Maß, Händl und gebrannten Mandeln wie im Flug. Schließlich riefen die Schabner Freunde Vorstand Strauß sowie Dirigent Weiß auf die Bühne und überreichten als Symbol der Freundschaft eine große Metallplakette, die die Logos der beiden Kapellen vereint. Zudem hatten sie für die beiden Steingadener Frontmänner einen edlen Tropfen Wein aus der Kellerei Neustift dabei. Bei seinen Dankesworten an die Schabner prognostizierte der Steingadener Vorstand, dass der Festzug stattfinden werde, da dann die Sonne scheinen werde, worauf er in Anbetracht des noch immer andauernden Regens großen Applaus erntete. Um kurz nach eins überbrachte Vorstand Strauß schließlich die erfreuliche Nachricht, dass der Massenchor sowie der Festzug stattfinden werden, worauf sich das Zelt langsam leerte und die zahlreichen Musikerinnen und Musiker in den Fohlenhof-Innenhof strömten. Einerseits sehr erfreulich, dass dieser Programmpunkt nicht ins Wasser fiel, andererseits schade, da somit der Frühschoppen der Schabner, die sich gerad erst richtig warm gespielt hatten und ein Blasmusik- und Bierzelthit nach dem anderen auflegten, endete.

Nachdem der Regen endlich versiegt war, waren im Innenhof nicht nur knapp 1000 Musiker, sondern auch zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer, darunter die Regionale Politikprominenz eingetroffen. Auch die stellvertretende Präsidentin des AMS Centa Theobald, die von Bezirksleiter Alexander Schmid in seiner Begrüßung als die „gute Seele des ASM“ bezeichnet wurde, war erneut nach Steingaden gekommen. Mit herzlichen, in Anbetracht der zwar trockenen aber alles andere als stabilen Witterungslage langen Grußworten strapazierten der Bezirksleiter, die ASM-Vizepräsidentin und der Steingadener Bürgermeister Bertl die Nerven der Anwesenden. Belohnt wurden diese allerdings mit einigen Gänsehautmomenten für Zuhörer und Musikerinnen und Musiker bei den musikalischen Darbietungen. Natürlich hatten die Steingadener auch schweres Gerät aufgefahren, was zu verunsicherten Blicken auswärtiger Klarinettisten führte, als beim „Coburger Marsch“, der von Christoph Weiß dirigiert wurde, die blau-juppige Es-Klarinette einsetzte. Auch die zweite Dirigentin Laura Strobl kam beim Gemeinschaftschor zum Zug und durfte zwei Strophen der Bayernhymne dirigieren, die selbstverständlich mit kräftigem Gesang untermalt wurde. Des Weiteren dirigierten Bezirksdirigent Robert Schweiger (Schwabenhymnus), die stellvertretende Verbandsdirigentin Sandra Settele (Freude zur Musik) sowie der stellvertretende Bezirksdirigent Hansi Daxer (Deutschlandhymne). Nach dem letzten Stück strömte eine lange Karawane vom Innenhof in Richtung Sandgraben, wo für den Festumzug aufgestellt wurde. Mit einiger Verzögerung setzte sich gegen 14:00 Uhr der Festzug schließlich in Bewegung. Angeführt wurde er von den Ulrichsreitern mit deren Standarte sowie den beiden Steingadener Festvereinen. Über 64 Zugnummern, darunter zahlreiche Musikkapellen, Feuerwehren, teilweise mit alten Fahrzeugen und Geräten, Festwägen und die örtlichen Vereine – insgesamt über 2000 Mitwirkende – boten den zahlreichen Zuschauern an der Straße ein buntes Bild. Mit dabei war auch das am Freitag gekürte Jubiläumspaar aus Trauchgau, da das neben der Brauerreiführung die Teilnahme am Umzug in einer Ehrenkutsche gewonnen hatte und diese Eher sichtlich genoss. Gekonnt grüßten die beiden Gewinner, ausgestattet mit Scherpe und Zepter, aus der Kutsche. Und auch das Wetter hatte mitgespielt! Es war nicht nur trocken geblieben, sondern Vorstand Strauß hatte sogar rechtbehalten und die letzten Teilnehmer des Umzugs erreichten das Festzelt, wo sie von den Steingadener Musikerinnen und Musiker im Spalier empfangen wurden, bei Sonnenschein. Dabei konnten sich die Steingadener davon überzeugen, dass sie nicht die einzige Kapelle sind, die Probleme beim gemeinsamen Stehenbleiben unter klingendem Spiel oder der Umsetzung sonstiger Kommandos des Stabführers oder Dirigenten sind. Leider mussten die Schabner Freunde schon kurz nach dem Umzug die Heimreise antreten und konnten nichtmehr gemeinsam mit den Steingadenern feiern. Angesichts des baldigen Wiedersehens ins zwei Wochen in Südtirol zum 40-jährigen Jubiläum der Musikkapelle Schabs, war dies schweren Herzens verkraftbar. Nicht nur durch das endlich trockene Wetter, sondern auch durch die Knappschaftskapelle Peiting war beste Stimmung im Bierzelt garantiert. Diese spielte nach dem großen Umzug im Festzelt und ließ keinen einzigen Stimmungsbringer aus. Zirkus Renz, perfekt gespielt von einem gerade mal 16-jährigen, Les Humphries in Concert, Zum Städtele Hinaus und vieles mehr – Blasmusik, wie sie herrlicher nicht sein kann. Nach knapp zwei Stunden mit bester Unterhaltung spielten die Peitinger zum Abschied ihren Traditionsmarsch „Glück auf“ und boten dabei mit ihren Trommlern und dem kräftigen Gesang ein beeindruckendes Bild mit Gänsehautpotential. Um 17:00 Uhr betrat schließlich Bezirksleiter Alexander Schmid zusammen mit Dirigent Christoph Weiß, Vorstand Strauß und Bezirksdirigent Robert Schweiger die Bühne, um die Ergebnisse der Wertungsspiele bekannt zu geben. Diese wurden in der Reihenfolg, in der die Kapellen angetreten waren, bekannt gegeben und so stand die Verkündung der Ergebnisse der Jugendkapelle Lechbruck-Steingaden als erstes an. Mit sagenhaften 92 Punkten hatte sich der Musikernachwuchs unter der Leitung von Laura Strobl eine Auszeichnung und gleichzeitig eines der besten Ergebnisse in der Juka-Geschichte erspielt. Grund zum Feiern hatten auch viele andere Teilnehmer. Die drei Oberstufenkapellen hatten ebenfalls allesamt eine Auszeichnung erspielt, die Kapellen aus Füssen und Schongau beide sogar mit sagenhaften 97,3 Punkten. Die Musikkapelle Roßhaupten hatte mit 93,5 Punkten abgeschlossen. In der Mittelstufe machten zwei junge Dirigenten von sich reden. Matthias Lang, gerade erst seit einem Jahr im Amt, hatte mit seinen Buchingern in der Mittelstufe mit ausgezeichnetem Erfolg an den Wertungsspielen teilgenommen (93,8 Punkte), genauso wieder erst 19-jährige Dirigent Lukas Böck mit der Musikkapelle Weißensee (92 Punkte). Auch die Nachbarkapelle aus Trauchgau mit ihrem Dirigenten Georg Miller reihte sich mit 92,5 Punkten in der Reihe der ausgezeichneten Mittelstufenkapellen ein. Alle Ergebnisse der Wertungsspiele und des Marschmusikwettbewerbs sind hier zu finden. Die bereits hervorragende Stimmung im Festzelt wurde mit den zahlreichen guten Ergebnissen noch weiter gesteigert. Im Anschluss an die Bekanntgabe wurde schließlich die Bezirksfahne offizielle an die Musikkapelle Nesselwang übergeben, die im nächsten Jahre das Bezirksmusikfest des Bezirks 3 Füssen ausrichten wird. Die Erleichterung bei den Steingadenern darüber, diese fantastische „Schönheit“ in blau wieder los zu sein, war groß.

Während der Ergebnisverkündung hatten sich bereits die Belchbätscher auf der Bühne bereit gemacht, die zum Festausklang aufspielten. Einmal mehr hatten die Organisatoren hier ein glückliches Händchen bewiesen und, wie sich zeigen sollte, die perfekte Band für diesen Anlass ausgewählt. Die aus verschiedenen Orten im Ostallgäu stammende Besetzung legte mit einem feinen traditionellen Blasmusikprogramm los, das viele Gäste und ihren Erfolg feiernde Musikerinnen und Musiker zum verweilen im Zelt einlud. Wobei sich die wenigsten auf ihren Plätzen halten konnten und sich der Großteil des Zelts auf die Bierbänke erhob. Auch die Schnapsbar und die Spritzerbar waren im Laufe des Nachmittags wieder geöffnet worden und erfreuten sich erneut großer Beliebtheit. Mit fortschreitender Zeit wechselten die Belchbätscher zu einem sensationellen Stimmungsprogramm und immer mehr Steingadener Feuerwehrler und Musiker sammelten sich gemeinsam an einigen Tischen in den vorderen Reihen, um dieses großartige Fest gemeinsam ausklingen zu lassen und den gemeinsamen Erfolg zu feiern. Immer wieder feuerten sie dabei die Band mit lautstarken „Hey! Hey! Hey! Hey! Hey!“ rufen an, die die Belchbätscher zur Höchstform brachten. Als diese schließlich zur letzten Runde ansetzten, wurde es noch einmal richtig emotional. Spätestens bei „Whats up“ lagen sich Feuerwehrler und Musiker in den Armen und viele konnten ihre Tränen nichtmehr zurückhalten. Tränen der Erleichterung, dass dieses arbeitsintensive Fest friedlich und ohne Zwischenfälle über die Bühne ging. Wehmütige Tränen, da dieses Fest nun endgültig zu Ende geht. Und Freudentränen angesichts des schönen gemeinsamen Erfolgs und der vielen schönen Momente, die man in den letzten Tagen gemeinsam im Festzelt erlebt hatte. Ein unglaublicher Moment, an den sich viele noch lange erinnern werden. Feuerwehrvorstand Stefan Müller bedankte sich am Schluss nochmals bei allen Gästen fürs Kommen, den Steingadenern Vereinen und allen Unterstützern, die zum Gelingen des Fests beigetragen hatten. Und so ging es zu Ende, das Jubiläumsfest 2024. Natürlich kann man nach solch aufwühlenden Momenten nicht direkt nachhause gehen, und so ließen die Anwesenden den Abend in Erinnerungen schwelgend an Spritzer-, Likör- und Schnapsbar ausklingen.

An dieser Stelle möchten auch wir nochmals allen Gästen, Helfern und in irgendeiner Form beteiligten Danke sagen. Besonders möchten wir uns allerding bei unserem Mitjubilar, der Freiwilligen Feuerwehr Steingaden mit ihrem Vorstand Stefan Müller und Kommandant Maik Wolf bedanken, ohne die dieses unglaubliche Fest nicht denkbar gewesen wäre. Vielen Dank für das gute, kameradschaftliche Miteinander und dieses schöne Fest! Ein

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner