Zwei lange Jahre hatte sich die Maschgerermusik des Musikvereins gedulden müssen, bis sie in diesem Jahr endlich wieder auf die Bühne durfte. Dirigent Christoph Weiß hatte eine schlagfertige und klangstarke Truppe zusammengestellt und diese mit 7 jungen, hochmotivierten und absolut rockigen NachwuchsmusikerInnen verstärkt, sodass die schlagerbegeisterte Meute über 30 Musikerinnen und Musiker zählte. Seit Ende November hatte sich die Maschgerermusik in vielen Proben die besinnliche Zeit im Advent mit aktuellen Partyhits und Faschingsevergreens wie dem „Knall roten Gummibot“, die zur großen Bestürzung der etwas älteren Maschgerermusiker den Jungen völlig unbekannt waren, versüßt. Am 04. Februar war es dann endlich so weit und die MusikerInnen konnten ab 20:00 Uhr die Bühne im Saal des Gasthof Graf stürmen. Nach einer ordentlichen Stärkung mit Grafs pikantem Chickenburger nahmen die zum Motto Märchen verkleideten MusikerInnen auf der Bühne Platz und präsentierten zunächst ein solides Programm mit traditioneller Blasmusik. Neben vier Rotkäppchen und vier Froschkönigen, einigen aus den Nebelschwaden des Bodensees aufsteigenden Schein- und Löschzwergen, Frau Holle, dem bösen Schlagzeugwolf, der Schönen und dem Biest, Aschenputtel, Schneewittchen und einer Prinzessin hatten unter anderem auch zwei Schönheiten aus 1001 Nacht, der Räuber Hotzenplotz und Kardinal Richelieu von den drei Musketieren den Weg nach Steingaden gefunden. Von seinem musikalischen Talent hatten die Gebrüder Grimm zwar damals noch nichts berichtet, aber dies stellte der gestiefelte Kater alias Andreas Nöß als Frontsänger an diesem Abend mehrfach unter Beweis. Auch Froschkönigin Monika Streif griff zum Mikrofon und steuerte drei Faschingshits bei. Neben der musikalischen Unterhaltung sorgten die Jugendgruppe und die Aktiven des Almfrieden Steingaden mit Einlagen für ein abwechslungsreiches Programm. Bei einer Show-Tanz Einlage trauten sich die Plattler aus ihrem gewohnten Dreivierteltakt-Habitat heraus präsentierten überzeugend und unter großem Beifall die verschiedenen Tanzstile der vergangenen Jahrzehnte. Mit dem „Münchner im Himmel“ zeigte die Jugendgruppe einen absoluten Klassiker und sorgte damit für viele Lacher. Ein äußerst anspruchsvoller Heimatfilmregisseur, dessen Crew, nachdem als Ultima Ratio die Rollen geschlechtsübergreifend getauscht wurden, durchbrannte, trug ebenso zur allgemeinen Erheiterung bei. Das Highlight des Abends war allerdings die Nummer der beiden MusikkameradInnen Lucia Schmid und Thomas Sieber, die überzeugend die Zwiegespräche eines schon viel zu lange verheirateten Ehepaars beim sonntäglichen Kirchenbesuch wiedergaben. Mit fortschreitender Zeit heizte Dirigent Weiß dem Partyvolk immer weiter ein und legte neben Knallern wie „Abba Gold“, bei dem er sogar das Solo-Tambourin besetzt hatte, und „80er Jahre Kult (tour)“ Stimmungshits wie „Hallo Klaus“ und das Bobfahrerlied auf. Leider musste die Veranstaltung ohne den Segen von oberster Stelle ablaufen, da Kardinal Richelieu viel zu früh das Zeitliche gesegnet hatte und auch alles Beten nicht half, den Kirchenmann wieder auf die Beine zu bringen. Gegen halb drei am Morgen setzte der Dirigent dem Treiben schließlich ein Ende, da der Schlagzeugwolf unter seinem Pelz zu dehydrieren drohte und die fleißigen Tänzer mit verkrampften Waden langsam nachhause humpelten. Nach zwei Zugaben schloss sich mit „Lasset uns das Leben genießen“ der Kreis und die MusikerInnen konnten ihren wohlverdienten Feierabend genießen. Ob an diesem Abend keiner der Froschkönige geküsst wurde oder allesamt doch nur Kröten waren, lässt sich nichtmehr lückenlos aufklären. Fest steht nur, dass sich noch immer kein Märchenprinz unter den Steingadener Musikern befindet.
Ein herzliches „Vergelts Gott!“ sei der Wirtsfamilie Graf gesagt, die sich wie immer bestens um die MusikerInnen gekümmert hat und die Faschingsgesellschaft gerne bei sich aufnahm.